Temporale Probleme

Nachdem die Zauberer festgestellt haben, dass sie sich in der Vergangenheit befinden, versucht Ponder Stibbons seine Kollegen auf mögliche temporale Probleme aufmerksam zu machen.

[...]
'Äh...', begann Ponder. 'Vielleicht ist es nicht ganz so einfach, Erzkanzler.'
'Du meinst, es geht nicht einfach nur darum, einen Weg zurück durch Zeit und Raum zu finden?'
'Vielleicht gibt es gar nichts, zu dem wir zurückkehren könnten', sagte Ponder und schloß die Augen. Er hatte gewußt, dass es schwierig werden würde.
'Natürlich gibt es einen Ort, zu dem wir zurückkehren könnten', beharrte Ridcully. 'Wir waren erst heute morgen da, ich meine, gestern. Dass heißt, gestern einige Jahrtausende in der Zukunft.'
'Aber wenn wir nicht vorsichtig sind, könnten wir die Zukunft verändern', gab Ponder zu bedenken. 'Allein unsere Präsenz in der Vergangenheit gibt der Zukunft vielleicht eine andere Struktur. Möglicherweise haben wir die Geschichte bereits verändert. Es ist sehr wichtig, dass ich euch darauf hinweise.'
Da hat er nicht ganz unrecht, Ridcully', sagte der Dekan. 'Übrigens: Ist noch etwas Rum da?'
'Nun, hier geschieht keine Geschichte', erwiderte der Erzkanzler. 'Dies ist einfach nur eine kleine Insel.'
'Ich fürchte, selbst kleine Ereignisse irgendwo in der Welt könnten weitereichende Folgen haben, Herr', sagte Ponder.
'Nun, an weitreichenden Folgen kann und bestimmt nicht gelegen sein. Worauf willst du hinaus? Und was schlägst du vor?'

Bisher war alles gut gelaufen. Die Zauberer erweckten fast den Eindruck, dass sie wirklich schnell verstanden. Deshalb verhielt sich Ponder wie jemand, der nach einem Fall von mehreren Dutzend Metern meinte, die letzten Zentimeter wären nur noch eine Formalität.
'Um eine klassische Metapher zu benutzen - es kommt darauf an, nicht den eigenen Großvater zu töten', sagte er und prallte auf harten Fels.

'Warum sollte ich ihn umbringen? fragte Ridcully. 'Ich mochte den alten Knaben.'
'Nun, ich meine unabsichtlich', fügte Ponder seinen Ausführungen hinzu. 'Wie dem auch sei...'
'Ach?' erwiderte Ridcully. 'Du weißt natürlich, dass ich jeden Tag unabsichtlich Leute umbringe. Außerdem ist der Bursche gar nicht hier...'
'Ich wollte damit nur das Problem verdeutlichen. Es geht hier um Ursache und Wirkung...'
'Es geht darum, dass du aus irgendeinem Grund zu glauben scheinst, alle könnten zu Vatermördern werden, wenn sie einen Ausflug in die Vergangenheit machen. Wenn ich meinem Großvater begegnen würde... Ich wäre sofort bereit, ihm einen Drink zu spendieren und ihm vor Schlangen zu warnen: Er sollte nicht glauben, dass sie nicht beißen, wenn man sie anschreit. In seinem späteren Leben hätte er bestimmt die Gelegenheit gefunden, mir für diesen Hinweis zu danken.'
'Warum?' fragte Ponder.
'Weil es dann noch ein späteres Leben für ihn gegeben hätte', sagte Ridcully.
'Nein, Herr, nein! Das wäre noch schlimmer, als ihn zu töten!'
'Tatsächlich?'
'Ja, Herr!'
'Ich glaube, in deiner Logik gibt es den einen oder anderen Punkt, der mir rätselhaft bleibt, Stibbons', entgegnete der Erzkanzler kühl. 'Du hast nicht zufällig vor, deinen eigenen Großvater umzubringen?'
'Natürlich nicht!' schnappte Ponder. 'Ich weiß nicht einmal, wie er aussah. Er starb vor meiner Geburt.'
'Ah-ha!'
'Damit wollte ich nicht sagen ...'
'Wir sind viel weiter in die Vergangenheit gereist,' warf der Dekan ein. 'Jahrtausende, meinte er. In dieser Zeit sind unsere Großväter überhaupt noch nicht am Leben.'
'Ich schätze, da kann Herr Stibbons Senior von Glück sagen', kommentierte Ridcully.
[...]
[aus Heiße Hüpfer von Terry Pratchett]